Hallo Michie,
mit dem dicken Fell hast du recht. Ich habe das auch schon oft gehört. Nur zu dumm, wenn man keines hat. Es kann ja auch nicht die Lösung sein, dass alle Eltern mit besonderen Familien in ein Abhärtungs-Camp gehen.
Das mit dem Spielen braucht viel Geduld. Therapiestunden sind für die Kinder meist schwere Arbeit, auch wenn sie schön gestaltet sind. Spielen soll immer Entspannung sein, und ich denke, da sollen die Kids machen, was ihnen Spaß macht, vorausgesetzt es ist sozial verträglich und sie flippen dabei nicht aus.
Der Einsatz eurer Therapeutin ist großartig, dass sie auch ihre eigene Tochter mitbringt. Das kann viel helfen. Wir hatten auch relativ bald eine Ergotherapeutin, die auch SI-Zusatzausbildung hat und sehr viel an der Selbstwahrnehmung gearbeitet hat. Bippo konnte das gut umsetzen. Es gibt zwar immer noch die Auswirkungen der Wahrnehmungsstörung, aber wir können ganz gut erkennen, wann es wieder so weit ist, dass er sich nicht gut spüren kann.
Ein besonders kritisches Alter für das Verhalten gab es nicht; wenn wir nicht gegengesteuert hätten, wäre es immer schlimmer gekommen. Normalerweise gibt sich ja eine Trotzphase und die Experimentierphase bei Kindern, wo dann Mehl am Boden verstreut ist, und so weiter. Bei uns hatte die Phase nie ein Ende. Aber jetzt lernt er immer mehr, was sozialverträglich ist und was nicht und kann es aus dem Gedächtnis abrufen; oder man erinnert ihn einfach daran und er kann es intellektuell lösen. Er will ja nichts Böses tun, aber wusste nicht, was man machen kann und was nicht. Das ist DAS Ergebnis des Sozialkompetenztrainings. Das geht natürlich erst ab einer gewissen intellektuellen Reife, damit er die Wahrnehmungs-Defizite mit dem Verstand kompensieren kann. Das ist aber die beste Chance, die die Kinder haben.
Mit den Gefühlen ist es genauso. Du machst es genau richtig, wir haben erst eine Ausbildung dafür gebraucht: Verbalisieren der Gefühle, nichts ist "selbstverständlich", wichtig ist das Trainieren, die eigenen Gefühle zuordnen zu können. Sei dir sicher, dass dich dein Sohn versteht. Man muss sich selber immer daran erinnern: Keine unmittelbare Reaktion heißt nicht, dass das Gehörte nicht verarbeitet wird und erst länger braucht um umgesetzt werden zu können.
Es stimmt, die Angebote in Wien sind viel mehr und flächendeckender als in den Bundesländern. Ich sehe das ein großes Problem. Aber gerade in Niederösterreich tut sich momentan einiges. Einige unserer ForenteilnehmerInnen sind aus NÖ, vielleicht können sie dir ein paar Tips geben. Aber zugegeben, da ist noch ein weiter Weg zu gehen.
lg Peter